ein ring sie zu lieben

Als Buchhändler hat man es oft nicht leicht. Vor allem seit die Zeiten durch Internet & Co. immer hektischer werden. Da lernt man es erst recht zu schätzen, wenn sich ein Kunde mit einem über die Schönheit der Werke Tolkiens unterhalten möchte.

Der Herr der Ringe ist seit der deutschen Ersterscheinung 1970 nicht mehr aus den Buchhandlungen wegzudenken. Nach den Verfilmungen von Peter Jackson ist ein regelrechter Kult um die kleinen Hobbits entstanden, der jedes Jahr auf ein Neues Jung wie Alt erneut in die Buchhandlungen treibt. Als Buchhändler bin ich natürlich an der obersten Front, wenn es darum geht, Menschen die wahre Schönheit fantastischer Literatur näher zu bringen. Und wie kann man dem gemeinen Leser einen Fantasy Roman schmackhafter machen, als mit dem einzig waren Klassiker der Fanatasy Literatur Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien.

Ich muss gestehen, ich habe die Bücher, erst nachdem der erste Film in die Kinos kam, kennen gelernt. Ich saß im Kino und war zwiegespalten. Ich fand den Film grandios und habe diese Welt genossen, in der die Hobbits in ihrer eigenbrödlerischen Welt dargestellt wurden, bin aufgegangen in den Kämpfen gegen Orks, war aber zugleich überfordert in einer Welt, die sich mir bis dato noch nicht erschließen konnte. Eine Welt, die erst auf Papier greifbar und verständlich wurde. Nach dem ersten Film stand für mich fest: Ich werde erst die Bücher lesen bevor die nächsten Filme kommen. Und das war gut so. Denn so sehr ich die Filme mag – die Filme werden den Büchern niemals gerecht werden können. Aber das ist völlig ok so. Ich unterscheide hierbei die Bücher von den Filmen, da es niemals ein Film schaffen wird, die Einzigartigkeit eines Buches zu erreichen.

Aber wenn man sich die fünf Minuten an der Kasse nehmen kann und sieht, dass auf dem Thresen eine Kurzgeschichte von Tolkien gleich über die Kasse geht, da beginnt mein Herz einen kleinen Freudentanz zu vollziehen, und schon startet die Diskussion – Krege oder Carroux. Ich habe mir tatsächlich bis vor meiner Buchhändlerausbildung niemals Gedanken darüber gemacht, was Neuübersetzungen ausrichten können, denn die Devise war meist – neu ist immer besser. Zumindest konnte ich bei meinem Slavistikstudium immer sagen, dass durch eine Neuübersetzung die russischen Klassiker in der Tat besser beziehungsweise korrekter übersetzt wurden. Aber wie sieht man das bei trivialerer Literatur? Muss es immer eine nähere Übersetzung sein oder ist es vielleicht besser, die schönere Übersetzung zu nehmen?

Diese Meinung hatte auch meine Kundin, die gleich darauf zu sprechen kam, dass Krege schon bei den simpelsten Übersetzugen stilistische Fehler begangen hat, um es dem jungen Leser anschaulicher zu gestalten. Die Übersetzung vom englischen Master ginge im Deutschen am einfachsten zu Herr oder Meister, doch Herr Frodo war scheinbar zu simpel und Meister zu hochtrabend, sodass es zu einem schlichten Chef übersetzt wurde. Doch wenn man die Hobbits kennt, ob nun durch Buch oder Film, ein Herr Frodo klingt sehr viel vertrauenswürdiger als ein Chef!

Diese Diskussion hat mir sehr viel Freude bereitet und mich erneut dazu animiert, die Bücher wieder in die Hand zu nehmen. Zwar habe ich vor einigen Wochen meine alte Ausgabe von Der Herr der Ringe wieder aus dem Regal entstaubt und wieder reingelesen, doch nun wurde mein Interesse geweckt, doch endlich mal die Carroux-Übersetzung zu versuchen. Nun habe ich die Jubiläums-Leinenausgabe mit den in der Gestaltung der Erstausgabe nachempfungdenen Coverillustrationen des berühmten Künstlers Heinz Edelmann von 1969 im Regal und werde die Übersertzung von Margaret Carroux genießen!

In diesem Sinne: Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden…

5 Gedanken zu “ein ring sie zu lieben

    1. Natürlich klingt es bescheuert. Aber da Sam im englischen Original Frodo meist mit „Master“ anspricht, was im Sinne von Herr, also wie Meister, übersetzt werden würde, das deutsche „Herr“ aber ja mittlerweile mehr eine höfliche Anrede ist, dachte Krege wohl, dass „Chef“ hier besser passen könnte. Wer weiß…

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      1. Ja, das ist immer die Krux mit unser Sprache 😆 Eigentlich sollte sich es mal herum gesprochen haben, dass man sehr vieles nicht wortgetreu ins Deutsche übertragen kann. 😉
        Ich glasube, wenn ich gleich was mit „Chef Frodo, was ist mit euch?“ gelesen hätte, wäre das Buch zurück ins Regal gewandert 🙂

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