Bücher empfehlen ist leicht. Meist geht es dem Suchenden nur darum, einen Impuls zu erhalten, der ihn dazu bringt, einen Titel zu lesen, den er sowieso schon ins Auge gefasst hat. Bücher zu empfehlen, die fast unverkäuflich sind, ist hingegen eine Herausforderung, die Spaß macht
Denn Science Fiction Literatur ist seit Anbeginn eher schwere Kost. Die wenigsten interessieren sich wirklich für diese Kunst des Schreibens. Und die meisten, die behaupten, sie lesen Science Fiction, wissen nicht, was sie lesen.
Ein richtiger Science Fiction Roman ist nunmal kein actiongeladener Klopper mit Explosionen. Und nur weil Raumschiffe darin vorkommen, ist es nicht zwingend Science Fiction. Diese Nische der Literatur – und ja, es ist immer noch eine Nische – ist trotz ihrer Popularität durch Filme und Serien kein Standard geworden. Was heutzutage als Sci-Fi betitelt wird, ist meist simple Space Fiction, ein Mischmasch aus Horror oder Fantasy, oder ein Gewusel aus postapokalyptscher Denkweise gepaart mit moralethischen Prognosen, die jedes Kind auf einer Fridays for Future-Demo zusammendichten könnte.
Richtige Science Fiction Literatur bedient sich allgemeiner wissenschaftlicher Gegebenheiten, die wohl studiert oder aufs feinste recherchiert wurden. Diese können mathematisch, physisch, aber auch soziologisch oder enthnologisch sein und werden dann mit möglichen Realitäten kombiniert und zusammengefügt, sodass sie ein Gebilde ergeben, das in der Realität wirklich existieren könnte. (Hier ein kurzes Dankeschön an Martin Vogt, Buchhandelskollege, für die Gedankenstütze, die ich hier kurz gebraucht habe.)
Das spannende an dieser Sache ist, dass man sich als Leser genau darauf einlassen muss. Man muss Interesse an der Wissenschaft zeigen, aber dieser auch Freiheiten zugestehen, real werden zu können.
Daher ist es schwierig, jemandem ein Buch zu empfehlen, das vor Science Fiction Pathetik nur so trieft. Die Tridolaris-Trilogie von Cixin Liu ist ein solches Werk. Denn jeder, der dieses Buch in die Hand nimmt, muss sich bewusst sein, dass er nicht einfach nur ein Buch mit Raumschiffen und Aliens in der Hand hält, sondern, dass er sich auch entsprechend mit den wissenschaftlichen Errungenschaften auseinandersetzen muss, wenn er dieses Epos verstehen möchte.
Denn Trisolaris nimmt alle möglichen Themen der Science Fiction und packt sie in drei Bände. Virtual Reality Games, die Existenz einer außerirdischen Lebensform, das Dreikörperproblem eines Planeten zwischen 3 Sonnen, die Weiten des Weltalls mit ihren Galaxien, ihre katalogisierten Namen, Gravitationswellen, Raumschiffe, Astronomische Einheiten, Vierdimenaionalität, Kryoschlaf und und und… Alles Themen, die erforscht werden und nur noch darauf warten, bestätigt oder erprobt zu werden.
Doch wer sich nicht mit all dem auseinandersetzen will, wird so einiges verpassen, denn die Romane des chinesischen Bestsellerautors sind monumental!
Ich rate jedem ab, dieses Buch zu lesen, wenn man sich nichz für Naturwissenschaften interessiert. Für alle anderen ist diese Trilogie ein literarischer Hochgenuss!
In diesem Sinne: Leiht der Wissenschaft ein Ohr und gebt der Science Fiction Nische eine Chance!