This Ain‘t No Game!

Auch wenn ich jetzt den gesamten Hass der Nintendo Community wie auch von Nintendo selbst auf mich ziehen werde, aber ich liebe Super Mario Bros. – der Film aus dem Jahr 1993. Na gut… da schwingt ganz ganz viel verklärte Nostalgie mit. Denn der Film ist absoluter Mist, wenn man sich die Vorlage dazu anschaut.

1985 erschien in Japan der Spiele-Hit Super Mario Bros. auf dem Famicom. 1987 startete der Klempner dann auch seinen Siegeszug in Europa. Aber auch er hatte seinen ersten Auftritt auf der Bühne eines anderen bekannten Helden: Donkey Kong (1981, Arcade Automat). Doch alles, was in den Spielen vorkommt, wird in dem Film ignoriert und ad absurdum getrieben.

Mario und Luigi leben in Brooklyn, New York City, USA. Luigi, einst ein Findelkind, wird von Mario aufgezogen und zu einem Klempner ausgebildet. Doch die Klempner Branche in Brooklyn ist hart, denn Anthony Scapelli, Marios Widersacher, klaut ihnen die Aufträge. Bis die beiden Klempnerbrüder auf die schöne Daisy treffen und ihr Leben dadurch auf den Kopf gestellt wird. Denn es stellt sich heraus, dass Daisy eine Prinzessin ist. Sie wird von zwei verblödeten Handlangern entführt und in eine andere Dimension verschleppt, in der sie President Koopa, der sich selbst König nennt, vorgesetzt werden soll, weil dieser einen Meteoridensplitter dafür verwenden will, um die Dimensionen zu verschmelzen und somit die eigentlichen Herrscher der Welt wieder an die Spitze zu bringen: die Dinosaurier. Klingt nach Bullshit? Ja ist es auch! Aber es ist Bullshit mit ganz viel Charme!

Der Film hat also überhaupt nichts mehr mit den Spielen zu tun. Er bedient sich nur an Namen und Ideen aus dem Spiel, setzt diese auf komplett andere Weise um und erschafft sich somit sein eigenes Mario Universum – Gumbas werden als riesige, bewaffnete Echsen-Wachen dargestellt, die Pilze kommen vom eigentlichen König Reznor, der in einen gewaltigen Pilz verwandelt wurde (daher „Fungus King“) und nun in der gesamten Stadt Dinohattan verteilt ist, Toad wird zu einem Gumba degradiert und Bowser wird zu einem Tyrannosaurus Rex, der sich in eine menschliche Hülle evolviert hat, umgeschrieben und erhält den Namen Koopa, obwohl er im Spiel ja eigentlich der König der Koopas ist. Und zum allerersten Mal bekamen Mario und Luigi einen Nachnamen: Mario. Ja genau! Mario Mario und Luigi Mario! „Wie viele Marios macht das dann?“

Ja, der Film ist nicht nur Nintendo selbst ein Dorn im Auge. Auch Fans des Franchises empfinden den Film als Beleidigung für die beiden Klempnerbrüder. Dennoch bietet der Film einen gewissen Charme, der in erster Linie Bob Hoskins zu verdanken ist. Denn Hoskins war zu der Zeit in Filmen wie „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“, „Meerjungfrauen küsst man nicht“ und „Hook“ zu sehen und auch in Super Mario Bros. brachte der britische Schauspieler einen schönen Mix aus Gemütlichkeit und grimmiger Hektik in den Film, wie er das auch schon bei den anderen Filme machte. Zudem macht der Soundtrack, der stark der Linie beliebter Filme der 80er und 90er Jahre folgt, sehr viel aus, da man sich direkt zurück versetzt fühlt und an die Musik aus Filmen wie „Kevin allein zuhaus“ oder „Ghostbusters“ denkt. Und auch wenn es niemand zugeben möchte, aber jeder mochte die Anspielung auf Bobomb und war verliebt in den kleinen Yoshi, auch wenn dieser aussah, als hätte jemand einen Velociraptor vom Jurassic Park Filmset geklaut.

Seit dem 01. Mai 2020 findet man den Film auf Netflix. Mich hat die Nostalgiestimmung direkt gepackt, als hab ich ihn mir nach etlichen Jahren endlich mal wieder anschauen können. Und bei den Recherchen zu dem Film bin ich auf das Super Mario Bros. Movie Archive (www.smbmovie.com und www.cyberpunkstudios.co.uk/super-mario-bros) gestoßen, welches letztes Jahr ein Tape gefunden hat, auf dem sich ein Extended Rough Cut des Films befand. Schon 2017 wurde ein 4K Scan an einem der Original-Kinotrailer angewand. Nun da ein Extended Rough Cut gefunden wurde, arbeitet man nun seit diesem Jahr mit Garrett Gilchrist an einer Restaurierung des Films, in der Hoffnung, auch die bisher fehlenden Szenen einbauen zu können. Diese Szenen können jedoch schon eingesehen werden und erklären nun auch einen großen Filmfehler, bei dem Mario und Luigi sich aus den Fängen von Koopa befreien können, weil dieser auf einer Pfütze aus Schleim ausrutscht, die in der Kinofassung plötzlich aus dem Nichts erscheint. Diese Pfütze war nämlich das Endergebnis eines Mitarbeiters, der von King Koopa hingerichtet wurde, wobei jedoch diese Szene nie in der endgültigen Kinofassung zu sehen war und somit immer ein Mysterium geblieben ist. Nun könnt ihr euch aber an den herausgeschnittenen Szenen ergötzen und danach den Film anschmeißen und die passenden Szenen dazu suchen! In diesem Sinne: Go Gumbaaaa!

Restaurierter Trailer (2017)
Super Mario Bros. (1993) Extended Rough Cut Pt. 1: Nobody Touches My Tools. Dies ist eine fehlende Szene, in der sich die Mario Brüder mit den Arbeitern von Anthony Scapelli anlegen, die ihnen den Auftrag weggenommen haben. In dieser Szene wird das Zitat „Nobody touches my tools“ gesagt, das auf diversen Merchandize Artikeln wie Action Figuren oder Sammelkarten, jedoch nicht im eigentlichen Film zu finden war.
Super Mario Bros. (1993) Extended Rough Cut Pt. 2: It’s More Than Just Death. Der Heilige Gral des Super Mario Bros. Films, der nun endlich erklärt, woher eigentlich diese ominöse pfütze herkommt, auf der Koopa wie auch Mario ausrutschen.
Super Mario Bros. (1993) Extended Rough Cut Pt. 3: Koopa, The Party Poopa. Eine wirklich nicht gute Szene, in der Sonic Youth Drummer Richard Edson als Spike neben Fisher Stevens (bekannt aus „Nr. 5 lebt“ und „Nr. 5 gibt nicht auf“) als Iggy einen Rap gegen das Koop Regime ablegen. Ob die Szene nun rausgeflogen ist, weil sie zu schlecht oder doch zu politisch war, ist jedoch nicht geklärt worden. Naja, entscheidet doch selbst… Mic Drop!
Super Mario Bros. (1993) Extended Rough Cut Special: Restoration Commentary! Hier könnt ihr euch noch die Szenn aus dem Rough Cut neben ihrer 4K Restaurierung anschauen und vergleichen, mit einem Kommentar von Garrett Gilchrist, der für die Restauration verantwortlich war.

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